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Am 26.08.2002, früh wurde im Wetterzentrale-Forum von mir (auch Günther Hamm usw.) auf die sehr kritische Wetterlage hingewiesen. Die Temps bis oben hin feuchtlabil geschichtet. Leider stehen mir die GME-Karten, wie ich sie gestern auf unserer Dienststelle einsah, hier zum posten nicht zur Verfügung, doch was unruhig stimmte, war, dass bei der Labilität ein kräftiges Hebungsfeld über Baden-Württemberg simuliert worden ist. Das Modell hat dies offenbar gut eingeschätzt. Hier der Stuttgart-Radiosondenaufstieg von der Nacht zum 27.08.2002:

 

In der 850 hPa-Karte vom 26.08.2002, 12 UTC ist zu erkennen, dass vorderseitig des Höhentiefs über Frankreich noch eine Art Warmluftblase nach Süddeutschland hineingeblasen worden ist, was die Luftsäule zusätzlich labilisierte:

 

Gleichzeitig bildete sich nördlich der Alpen bis zum Zentrum des Höhentiefkomplexes ein Bodentief aus. Mit entsprechender Hebung war es also nur eine Frage der Zeit, wann sich schwere konvektive Systeme bilden und eine Frage der Orte, wo sie sich bilden würden. Mit der Vermutung, dass Baden-Württemberg ein Schwerpunkt bilden dürfte, lag man diesmal richtig.

 

Die erste Zelle bildete sich über Stuttgart gegen 19:15 Uhr. Ich konnte von Stuttgart-Sommerrain aus sehr gigantische Wolkenwalzen über der Innenstadt beobachten, von denen sich eindeutig weiße Vorhänge über Teile des Stadtgebiets legten. Mein Hagelverdacht hat sich ja dann Beobachterberichten zufolge ja bestätigt. Gegen kurz vor 20 Uhr war die Zelle dann am absterben, während sich von Süden her der Hauptkomplex der Gewitter auf die Stadt zubewegte. Als es dann dämmerte offenbarte sich die sehr hohe Blitzfrequenz der Zelle und man konnte permanentes Donnergrollen vernehmen. Den Flughafen hatte das Gewitter dann rasch erfasst:

 

Insgesamt wurden meines Wissens rund 46 mm Regen während dieses Gewitters am Flughafen gemessen. Die A8 war Verkehrsmeldungen zufolge teilweise in diesem Bereich überflutet, wie auch offenbar die Innenstadt in Tübingen. Auf dem Radarbild sieht man in der Zelle die höchste Radarstufe:

 

und die Blitzortung während der Zeit, in der das Gewitter wütete:

 

Bei mir in Stuttgart-Sommerrain fielen nur 4,6 mm Regen und es war zu keinem Zeitpunkt mehr als Ferngewitter. Es schien als würde der Komplex von Gewittern direkt frontal auf die Stadt zulaufen, doch es bewegte sich dann überraschend südlich knapp an der Stadt vorbei und schwächte sich dann wenig später ab. Der Effekt, dass Gewitter... nicht immer, aber sehr oft... knapp südlich von Stuttgart stehenbleiben und sich zwischen dem Stadtgebiet und Flughafen ausregnen, beobachte ich nun inzwischen zum wiederholten mal. In diesem Sommer ist es besonders auffällig. Das muss irgendwelche orografischen Gründe haben, über die man sich bei Gelegenheit mal Gedanken machen sollte...

Marco Puckert, 27.08.2002