Ein Streifzug durch die Landschaften Gran Canarias

 


 

Bilder 2005 - Teil 1  -  Bilder 2005 - Teil 2

 

Die Kanaren - immer wieder ein beliebtes Ziel meiner Reisen, wenn in den
Novembern oder Dezembern in Mitteleuropa die Thermometer sinken und die Tage
kürzer und kürzer werden.

Der Atlantische Ozean. Zu dieser Jahreszeit weist er in kanarischen Gefilden
meist rund 20-21 Grad Wassertemperatur auf. Das Baden im Wasser trauen sich
nicht besonders viele, denn zusammen mit dem in der Regel frischen Nordost-
Passatwind wird das ganze dann nicht mehr als besonders warm empfunden.

Das Inselinnere. Eine teils karge, steinige bzw. versteppte Landschaft mit
großen Kluften, riesigen Anhöhen und Bergformationen. Wer abseits von
Tourismus und Mainstream-Gesellschaft einen Trip in die verlassenen Regionen
Gran Canarias wagt, erlebt eine Stille sondersgleichen. Man kann Hunde aus
riesigen Entfernungen bellen hören oder auch mit dem Echo aus entfernten
Felswänden spielen.

Hier drei Eindrücke der Vegetation nahe eines Bergsees, der unbedingt
eine Reise dorthin wert ist. Am besten das Gefährt abstellen, Stille genießen
und den grandiosen Ausblick auf die verschiedensten, teils lieblichen,
teils kantig charaktervollen Bergensembles auf sich wirken lassen.

Der Bergsee "Embalse de Soria" im südlichen Inselinneren:
Der Passatwind kommt hier nicht hin, die Passatbewölkung ist
im Leebereich der hohen Berge ist hier zumeist aufgelöst und
man hat reichlichen Sonnenschein.

Ein weiterer Trip zog uns tiefer in das Inselinnere hinein. Dazu aber gleich :-)

Kurz zur Wetterlage an diesem Tag. Der 4.Dezember. Das Subtropenhoch
nördlich von uns über dem Atlantik in Richtung Madeira. Mitteleuropa
war während dessen von der Frontalzone betroffen.

850 hPa:

Über den Kanaren jedenfalls bei knapp 10 Grad im 850 hPa-Level eine
warme Luftmasse. Auf der 00z-Karte waren sogar noch Werte über 10 Grad
dargestellt. Tagsüber dann ein wenig niedriger.

Die Passatzone. Ein typischer Radiosondenaufstieg aus diesen Regionen. Bis etwa 1600 Meter
Höhe haben wir den Passatwind, der stetig und geduldig aus Nordost weht.
Auf dieser Höhe kommt es dann zum Kondensationsniveau und die typische Passat-
Bewölkung entstehen. Diese Bewölkung wird in den kommenden Bildern
sehr gut veranschaulicht. Oberhalb dieser Passat-Grundschicht kommt es dann
zu einer markanten Absinkinversion, wie im Temp (Radiosondendiagramm von
Teneriffa) sehr gut ersichtlich ist. Hier trocknet die Luft aus und mit den
Absinkprozessen oberhalb dieser Passatströmung kommt es zu einer Erwärmung
(Inversion). So wird die 0-Grad-Grenze erst in etwa 4000 Metern Höhe erreicht.

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Die Fahrt führte uns nun ins malerische Tejeda, ein kleines Städtchen, das fast
schon eher wie ein Bergdorf mit ruhigen und vielen altersweisen Ureinwohnern
anmutet. Junge Menschen findet man hier kaum, stattdessen ältere Ureinwohner,
Kinder, bzw. natürlich auch einzelne Touristen. Tejeda liegt knapp 1100 Meter
hoch in einem Tal, umrahmt von fast bedrohlich wirkenden Berggipfeln.

Wunderschön hier die "Wettergrenze" zu sehen. Hier wird der Bergkamm im
Inselinneren von feuchten Passatwind angeströmt und es bildet sich luvseitig
ein Nebelmeer. Am Bergkamm (wo Tejeda liegt) erkennt man das Überschwappen dieser
Bewölkung, die sich dann auf der Leeseite auflöst. Das Aussehen gleicht
zeitweise einer "Föhnmauer".

Die Fahrt ging nun weiter nach oben. Das Thermometer zeigte noch 10 Grad an und man
war gezwungen, den Pullover überzuziehen. Nebelwälder offenbarten sich, die
wunderschöne Lichtspiele lieferten. Nebelschwaden und gleißendes Sonnenlicht
im Zusammenspiel. Da lohnt es sich, eine kleine Wanderung in dieser teils
unwirklichen Zone zu machen.

Oben angekommen. Am höchsten Punkt Gran Canarias, auf 1949 Metern Höhe.
Hier zeigt sich ganz in der Ferne am Horizont der "Teide" auf Teneriffa.
Es ist der höchste Berg Spaniens mit über 3700 Metern. Weiter vorne eines
der Wahrzeichen Gran Canarias, und zwar der "Roque Nublo".
Dieser ragt als "Wolkenkratzer" bis in 1813 Meter hoch in den Himmel.

Hier sollte man einige Zeit Rast machen und sich diese wunderbare
Aussicht einverleiben.

Nun wenden wir den Blick weiter nach Norden und es kommt die Passatbewölkung zum
Vorschein, die den Norden und Nordosten der Insel mit 2 bis 7/8 Stratocumulus
überdeckt. Von oben mutet dies dann wie ein endloses Nebelmeer an, welches
die höchsten Gipfel Gran Canarias anströmt. Somit wird auch das sonnenscheinreiche
Wetter der Südseite der Insel geboren (Leeseite).

Einsam ragen Felsformationen in die Nebelschwaden und überragen sämtliche
weitreichende Abgründe.

Weiter in den afrikanisch beeinflussten Südzipfel der Insel, 
zu einem weiteren Wahrzeichen der Insel, nämlich der Dünenlandschaft
von Maspalomas. Sie ragt teils über 1 Kilometer in die Insel hinein und
wer darin wandert, erfährt einen kleinen Touch von Wüstenfeeling. Diese
Dünen sind Wanderdünen, die durch den steten Passatwind von Osten nach Westen
kriechen.

Alle Formationen sind vergänglich und dem wenig wankelmütigen Passatwind
unterlegen. Große Weiten und wunderbare Luft zeichnen diesen Ort aus.
Stets hört man in der Ferne das Rauschen unseres großen Wetterkönigs Atlantik.

Der Passat weht hier meistens mit steten Bft 4-6, wenig Böigkeit. An
Tagen, an denen der Wind stärker weht, z.B. bei Fronten, die sich in die
Kanarenregionen verirren oder wenn der Wind eine östlichere Richtung
einschlägt, durchaus auch deutlich stärkere Windgeschwindigkeiten.

In den windabgewandten Seiten der Dünen kann man sich auch niederlassen um
die Szenerie zu genießen.

Tauglich ist die Dünenlandschaft auch für ausgefallene Liebesanträge. :-)

Übrigens, zwischen Dünenlandschaft von Maspalomas und dem Leuchtturm sah es
vor einem Jahr so aus:

(Foto vom Dezember 2005)
Durch den Sturm "Delta" im November 2005 wurden riesige Fels- und
Steinformationen "freigeblasen". Dies ist für die Südküste der Insel völlig
untypisch. Inzwischen findet man hier wieder feinen Sandstrand vor und die
Szenerie, die ich ein Jahr zuvor in diesem Foto vorgefunden hatte, existiert so nicht mehr.

Übrigens: Auch ein weiteres Wahrzeichen der Insel, nämlich "Der Finger Gottes",
eine lange Felsspitze an der Westküste, die aus dem Meer ragte, wurde von
diesem Sturm betroffen. Über Jahrtausende währte dieses Markenzeichen. Doch
"Delta" war so heftig, dass die Felsspitze abgebrochen ist und ins Meer
stürzte.

In meteorologischer Hinsicht interessant übrigens auch die Passatbewölkung
vom Flugzeug aus. Dies dürfte etwa in der Mitte zwischen Gran Canaria und
Lanzarote gewesen sein.

Der Flug ging weiter Richtung Mitteleuropa und der Flug über die frontalen
Gebiete Ostfrankreichs war hochinteressant. Die Flughöhe betrug 10.500 Meter
und die teils mit eingebetteten Schauerwolken durchsetzte Nimbostratus-Bewölkung reichte bis
schätzungsweise 1500 Meter unter dem Flugzeug.

Dazu noch die Wetterlage von 0z (vergangenen 8.12.2006), also einige
Stunden zuvor. Die Höhenströmung war sehr stark und in der Front durchaus
turbulent. So dauerte der Flug deutlich kürzer als sonst.

Ich hoffe, meine Ausführungen über einen "etwas anderen" Trip durch diese
wunderschöne Kanaren-Insel hat euch zugesagt.

Marcolino / Dezember 2006