Eines Abends nach großer Hitze am Tage saß ich dort wo ich die Stadt überschauen kann und blickte auf das Häusermeer. Keine Wolke war am Himmel und ich vermutete, noch Gewitter zu erleben, eine Fahrt die Rems entlang sollte ich machen weil ich eingeladen war. Es war der August 1997, ein besonderer August, wie der des Jahres 2001. Die Sonne stand inzwischen bereits recht bald abends am Horizont und die Dunkelheit war ein ungewohnt früher Geselle. Ich empfand noch nicht, wie der Herbst bald jäh dem Sommersegen ein Ende machen würde, zumal mein Thermometer auch abends noch in hohen Bereichen lag und der Himmel mit seinem Blau sich mit dem Orange der untergehenden Sonne mischte.

Als ich unterwegs war, konnte ich nichts mehr vom Abendrot vernehmen und der Mond beschien die Landschaft. In einer größeren Ortschaft machte ich halt, nur um mein Auto zu betanken. Ich beobachtete eine Horte von Fußballfans, die sich neben der Tankstelle zusammenfand und sich relativ lautstarken Kontroversen hergaben. Man musste da ja irgendwie vorbei um an die Kasse der Tankstelle zu kommen, was sich abenteuerlich gestaltete. So entstehen ja Fußball-Klischees, tragen wir mal wild dazu bei...:-) Was aber auffiel war der Wind, ich merkte es schon beim Losfahren, aber dann als ich ausstieg und tankte, wirbelten sich Blätter durch die Luft.

Den Abend habe ich auf einer Geburtstagsparty vom Freund eines Bekannten verbracht *g*, ich begab mich immer wieder nach draußen. Am Himmel zogen bald wilde Wolken vor den Mond, der Wind war nicht stark aber er bewegte Äste und Zweige. Ich erwartete Gewitter, doch sie blieben mir verborgen. Vor dem Mond nahmen die Fetzenwolken und die größeren Quellungen Formen an, bei denen man manchmal Figuren erkennen konnte, gar eine menschenähnliche Gestalt konnte man aus den sich ständig veränderten Wolkenformationen erahnen. Ich dachte mir, wie es wäre, selbst für einen Augenblick eine solche Wolke zu sein und die Menschen zu sehen, wie sie leben und wie sie sich organisieren. Bald fiel mir eine Wolke auf, die nur eine Fetzenwolke war, doch sie zog in eine merkwürdige Richtung, anders als die meisten Wolken. Der Mond war hell und ich konnte sehen, wie auch diese beschriebene Fetzenwolke an einen relativ großen Cumulus herangetrieben wurde. Vermutlich also ein eng begrenztes Windsystem, das mit dem großen Cumulus verbunden war. Andere kleine Wolken zogen heran und integrierten sich in dieses System. Wollte es ein Gewitter werden ? Ich war aber nun schon viel zu lange draußen und sollte wieder zu den anderen gehen.. da sah ich noch mal zu meiner Fetzenwolke, die mir wegen ihrer Gestalt auffiel, sie hatte sich noch nicht mit dem Cumulus vereint und wollte offenbar für eine Weile nicht weiter mit dem Höhenwind ziehen.

Nach Mitternacht war es immer noch warm und man brauchte kein Hemd. Buntes Kunterbunt von vielfältigen Wolken zog am Mond vorbei und ich vermutete auch später, immer wieder diese kleine Fetzenwolke zu erkennen, die ich bereits erwähnte. Natürlich wusste ich nicht, ob es dieselbe Wolke war, die mir etwas zuvor auffiel. Der große Cumulus war nach einiger Zeit längst wieder vergangen, der laue Sommerwind hatte das Sagen über das spätsommerliche Land. Zu einem Augenblick, als es mir bereits wieder überraschend erschien, zuckte über einem Hügel des Fußes der Ostalb ein ferner Blitz auf. Der Wind nahm keine Notiz davon, auch nicht die anderen Menschen, die zu der Zeit draußen waren.

Ich begab mich wieder hinein und war von dem Himmelsbild beeindruckt, dachte wie es wäre, so als Wolke umherzuschwirren... Es wurde spät und ich wurde müde, einen letzten Blick zum Himmel wollte ich jedoch noch tun, es wurde ein langer Blick. Wieder diese Fetzenwolke...ich glaubte nicht wirklich daran, es wäre dieselbe, die mir eine Stunde zuvor auffiel, auch wenn es zumindest es diesen Eindruck erweckte. Und dann nochmal ein Blitz, er war schwach aber eindrucksvoll.

Als ich zuhause angekommen war, hatte ich zwei Blitze in dieser Nacht gesehen, beide sehr fern. Das wilde Wolkenspiel vor dem fast vollen Mond machten das Himmelsbild dann ziemlich perfekt, meine Fetzenwolke habe ich dann allerdings nicht mehr gesehen. Ich ging zu Bett, eine Stunde später gab es in Stuttgart-Sommerrain ein starkes Gewitter.

Marco Puckert, 28.08.2002