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Ich erinnere mich an einen Tag im Dezember 1995 als ich Spätdienst hatte. Kalte Luft lag an diesem Tag über mir, wobei die Höhenströmung bereits milde Luft in größeren Höhen gebracht hatte. Ein Cirrostratus mag es nicht sein, dieses Gewölk, das von Süden her aufzog. Erst wollte ich ihn melden, doch die Sonne zeigte sich mir nur noch wie durch Mattglas, es gab keine Schatten mehr, die Gegenstände warfen, so dass ich mich für Altostratus entschied. Unbekümmert setzte ich mein 11 UTC-Wetter ab um mich dann zu informieren, wie überhaupt die Wetterlage ist. Interessant war es anzusehen, dieses Niederschlagsband, dass den Schwarzwald-Baar-Kreis bereits erreicht hatte und auf Stuttgart zuzog. Ich ging auf die Kuppe unseres Klimagartens und sah unter dem Altostratus lenticulare Wolkenbänke am Horizont aufziehen. Der Wind vermochte nicht wirklich spürbar zu werden.

Noch 1 Stunde...ich freute mich auf ein wenig Schnee in Stuttgart und ich kann endlich mal eine gescheite Wettermeldung absetzen. Nun, ich sah auf das Radiosondendiagramm und sah die +6 Grad in 800 Meter über Grund. Nun war klar, dass Schnee mir kein Geselle werden würde an diesem Tag. Freezing Rain wurde entsprechend auch von den Stationen im Süden Baden-Württembergs gemeldet. Soweit war ich dann auch in die Wetterlage dann involviert, als aufgrund des Wetterzustandes der Telefonbetrieb bei uns immens in die Höhe ging. Die Vorfreude auf das bevorstehende Wetterereignis machte dies jedoch vergessen.

Nach einiger Zeit war die Sonne verschwunden und der Altostratus ziemlich dunkel geworden. Da und dort konnte ich undulate Formen eines Altocumulus-Gewölks ausmachen. Als der Niederschlag laut Blick auf das Radar nicht mehr weit entfernt sein konnte, hatte ich mein 13-UTC-Wetter zu melden und ich schritt in den Klimagarten. Der Fernsehturm war bereits längst nicht mehr so klar zu sehen wie kurz zuvor, so konnte ich „Niederschlag im Gesichtskreis“ melden. Kurz nach der vollen Stunde ging es dann los. Ein Rauschen, das keineswegs unterschwellig war, drang in das Arbeitszimmer. Der Gang ins Freie war obigatorisch...ich traf viele kleine Körner, die am Boden eine geschlossene Schicht bildeten und in Einklang mit einem eindrucksvollen Rasseln waren, das jetzt noch in meinem Ohren ist. Die Temperatur lag 10 Minuten später bei –3 Grad, als sich mehr und mehr große Regentropfen unter die Eiskörner mischten. Im Laufe der nächsten Minuten waren die Körner verschwunden und eisiger Regen mit einer Rate von etwa 1-2 Litern pro Stunde ergoss sich über mir und dem Land. Natürlich war reger Telefonbetrieb, besonders der Redakteur einer Zeitung erschien mir äußerst unfreundlich. Ansich schade, wenn Menschen ohne wirklichen Grund so einen Umgang mit anderen an den Tag legen. Seine Zeitung wird ja wohl erst Stunden später gedruckt. Kurz danach wieder der Weg zum Klimagarten...die Eiskörner waren inzwischen vollständig von einer etwa 1-2 cm dicken Eisschicht überzogen und die Temperatur in der Hütte nur auf –2 Grad angestiegen. Ich war mir keines Schrittes mehr sicher, latent musste ich jederzeit mit Stürzen rechnen. Der Regen bildete dann gar Klumpen an meiner Jacke.

Abends als der Regen zuende war, lag die Temperatur bei –1 Grad, Wind gesellte sich immer noch kaum unter die Leute. Auf meiner Autoscheibe waren nun 4 cm Eis...das Auto war schwer zu öffnen und nur durch Wärmeeinwirkung von Innen war das Eis von den Scheiben zu befreien.

Wetter pur ist das, in Wintern ist dies in Stuttgart selten. Wenn, dann eher durch Stürme oder Schneefall, der aber meist hier nicht besonders lang liegenbleibt. Positiv in Erinnerung was Schneefall betrifft natürlich der 29.12.2001 und 19.12.1999. Zum letzteren Termin durfte ich 24 cm Neuschnee messen, was in Erinnerung bleiben mag. Ich fuhr morgens um 6 Uhr bei Schneefall und 7 cm Neuschnee in Stuttgart-Sommerrain (250m) los und war fasziniert, als ich kurz vor dem Flughafen in 380 Metern Höhe in den Regen hineinfuhr. Eine scharfe Luftmassengrenze, die sich langsam von Nord nach Süd gewegte. Freiburg hatte um 7 Uhr früh noch Südwestwind und 11 Grad, während in Karlsruhe bereits einige cm Neuschnee lagen. Kurz später dann auch am Flughafen Schneefall mit Flocken, die manch einer gern an Weihnachten sehen würde. Dies sind die raren Reize des Winters, die mich durchaus faszinieren, mir jedoch persönlich nur partiell Begeisterung an dieser Jahreszeit abgewinnen können. Im April, wenn alle Wiesen und Gärten sich einig sind, zu blühen, dann kann man die Asche des Winters mit seinen häufigen Inversionen getrost in den Wind werfen und auf das Aufblühen der Natur erwarten. Das hausgemachte Süpplein mit frischen Lithometeoren aus Kaminen und der täglich grauer werdende Schnee, wenn er denn liegt, sind dann Vergangenheit. :-)

 

Marco Puckert, 18.07.2002