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Scherung am 3.05.2002

 

So eindrucksvoll sieht man es selten. Oberhalb 850 hPa die trogvorderseitige Südlage, bodennah liegt Stuttgart westlich des Tiefkerns...siehe Grafiken.


Hier der Aufstieg der Radiosonde vom 3.05.2002 um 12 UTC:




Dazu die Bodenkarte von 12 UTC:


Die absoluten Topografien belegen die Windmessungen der Sonde im obigen Diagramm:

In ~1500 Metern liegt das Tief noch mit abgeschlossener Isohypse noch über Südwesteuropa und es gibt in dieser Höhe kaum eine Strömung. Isohypsenparalell zeigt das Radiosondendiagramm in dieser Höhe leichten Nordostwind:



Klar anders die Situation in der 700 hPa-Karte. Hier liegt Stuttgart trogvorderseitig in der Südströmung. Im Radiosondendiagramm eine 30-Knoten-Südströmung.



Ähnlich in 500 hPa (ebenfalls Termin 12z):



Ausgehend vom 00-Uhr-Lauf des LM hier noch der interessante Blick auf auf die Windfiedern um 12 Uhr UTC (h+12) in den verschiedenen Höhen (Alpen, Süddeutschland, Schweiz, Norditalien):

Boden:



850 hPa:


700 hPa:


500 hPa:


Dies hat niederschlagsbildende Prozesse zur Folge. Entlang der schleifenden Front, wo ja diese Scherung auftritt, summieren sich die Mengen seit zwei Tagen beträchtlich...vor allem in der Südschweiz und Norditalien...in Deutschland betroffen Südbaden, Mittelbaden und im Südschwarzwald. AVN legt im eben behandelten Zeitraum (3.05.2002, 12 UTC) bis 18 UTC im Frontbereich weitere beträchtliche Summen nach:


Das Radarbild zeigt die niederschlagsintensive Lage der Front:


 

In Stuttgart sah es am 3.05.2002, 18 Uhr übrigens so aus... :-)


Versuch einer Erklärung:
In großen Höhen fließt Luft beispielsweise aus Süden nach Norden und am Boden fließt sie von Norden nach Süden (Lage am 3.05.2002). In hohen Luftschichten fließt sie allerdings meist schneller als am Boden wo Reibungskräfte wirken. Dies ist der Anfangszustand, jedoch wird durch das Aneinanderreiben der beiden unterschiedlichen Strömungen für vertikale Verwirbelungen sorgt. Diese Wirbel dehnen die Luftsäule soweit aus, dass die Oberströmung gehoben wird. Das erzeugt schonmal Wolken- und Niederschlagsbildung. Somit ist erstens für eine geschlossene Wolkendecke gesorgt. Zweitens gibt es in diesen vertikalen Verwirbelungen Gebiete mit relativem Absinken und Gebiete wo die Luft nach oben steigt (vertikaler Wirbel mit zyklonaler Drehung der Luft). In diesen Gebieten ist also zur bereits vorhandenen großräumigen Hebung (Ausdehnung der vertikalen Wirbel nach oben) auch noch ein kleinräumigeres Hebungsgebiet wegen der austeigenden Luft im vertikalen Wirbel gegeben, was für konvektiv verstärkt wirkenden Regen sorgt.

 

Marco Puckert, 3.05.2002