Warum es bei -2 Grad in 850 hPa bis in die tiefen Lagen schneien kann:

 

Am 30.11.2002 gab es einmal mehr ein Paradebeispiel für eine Wetterlage,
an der Schneefälle in tieferen Lagen aufteten, obwohl es eigentlich
rein von der Betrachtung der 850 hPa-Schicht her zu mild sein müsste:

Gerade im Winter ist jedoch auch ein Blick unter das 850 hPa-Niveau notwendig,
um die Phase des zu erwartenden Niederschlags am Erdboden einzuschätzen.
Wir sehen über Ostdeutschland und Westpolen ein Bodentief. Auf seiner Nord-
und Nordostflanke kann in unteren Luftschichten schwerere Kaltluft bodennah
einfließen. Ich habe dies mit dem hellblauen Pfeil markiert:

Die Bodenwinde des GFS-Modells zeigen eindrucksvoll der Ost- und Nordost-
wind, mit dem der bodennahe Kaltlufttransport in Gang kommt.

Wie kommt der Niederschlag überhaupt zustande ? Wir sehen in den Isothermen im
500 hPa-Niveau, dass auf der Vorderseite des Tiefs Warmluft auf das System
aufgleitet, was Hebungsvorgänge induziert. Zur Veranschaulichung habe ich die
-25 Grad-Linie rot markiert:

Im Radiosondenaufstieg von Lindenberg ist klar ersichtlich, was in den
untersten Luftschichten passiert. Statt einer feuchtadiabatischen Temperatur-
zunahme bis zum Erdboden erscheint im Diagramm knapp unter 900 hPa
eine vertikale Isothermie, bzw. eine kleine Inversion, die den bodennahen
Kaltlufttransport anzeigt:

Eindrucksvoll ist das ganze auch im Infrarotbereich zu sehen. Ganz nebenbei
südwestlich der Britischen Inseln der riesige Aufgleitschirm der Warmfront
eines neuen atlantischen Tiefs, das von Westen her einen Tag später für Regen 
sorgt:

 

Marco Puckert, 30.11.2002