Verlauf des "goldenen Herbstes" - September / Oktober 2005

Hier in chronologischer Reihenfolge einige meteorologische Eckpfeiler der letzten Wochen:  


 

An einem Sonntag, Mitte September 2005. Herbstliche Luft: T-Min nur 4,6 Grad in der Frühe in Stuttgart-Sommerrain. Im Radiosondendiagramm schön zu sehen die sehr kühle eingeflossene Meeresluft, die überlagert ist von einer mächtigen Absinkinversion.

Diagramm allerdings noch von Mitternacht.

Dazu eine "Dry intrusion" bzw "Dark stripe",  die quer über Mitteldeutschland verläuft.  Sie kennzeichnet absinkende trockene Luft.

  Stuttgart:Sommerrain am Nachmittag. Flache Cumuli, die an der Inversion hängen.  Tiefblauer Himmel, blauer wie es fast nicht geht ;-) ... Trotz Sonne "nur"16,4°C. Es herbstelt. :-)

 

 


 

Zwei Wochen später :-) Abendlicher Himmel am Cannstatter Wasen, der nach einem Schauerband zum Vorschein kam:

Stuttgart wurde gegen 18:30 Uhr übrigens nur gestreift von dieser Schauerlinie. Windböen mit durchaus Bft 6 zersausten mich. Hier einige Bilder, die ich mitgebracht habe:

Kurz nachdem der leichte Regenschauer (es waren ansich mehr zerfetzte kleine Tröpfchen, 
ähnlich dem Sprühregen) über den Großraum Stuttgart hinweggezogen war:

Abendhimmel westwärts. Die Sonne versucht durchzulinsen. :-)

 

Die Luft wirkte herbstlich und doch merklich kühl am heutigen Abend, auch wenn die Bäume noch ihr Sommerkleid tragen. Aktuell mögen es allenfalls noch 10 Grad sein. Hier noch ein kleines Video von diesem Abend  :-)

 


 

Einen Tag später. :-)

Stratocumulus stratiformis undulatus (wellen- wogenförmige Schichtwasserwolke), die an einer Absinkinversion entstanden ist  hinter den letzten Regenschauern, die nachmittags neuerlich über Bayern entstanden sind und vor den Hebungs/Aufgleitvorgängen des neuen Systems vom Atlantik her.

Typischer, recht hoher Stratocumulus mit undulaten Strukturen:

 

Hier ein Mittags-Radiosondenaufstieg aus Stuttgart. Markante Absinkinversion leicht über dem 800 hPa-Niveau.  Darüber rascher Rückgang der Feuchte über dem Stratocumulus:

 

.

Man konnte heute am Himmel sozusagen das "Wetter lesen". Dazu teils wunderbare undulate (wellenförmige), manchmal gar lancunose (wabenförmige) Strukturen.

Farbenvielfalt in den Bäumen und Pflanzen (Ende September):

 

 


 

Synoptik Anfang Oktober: Ein Italien-Höhentief hat nach reichlich Niederschlag nun seinen Einfluss auch auf Süddeutschland mehr und mehr verloren. Wetterbestimmend nun, wie schon in den vergangenen Tagen über der Mitte und dem Norden, die kräftige blockierende Antizyklone, derzeit über Nordpolen. An der Südflanke von "Oldenburgia" kommt nun auch in den Süden Deutschlands trockerene Luft.

 

Was zu Beginn des Oktobers folgte, war nun ausgedehnter und kräftiger Wettereinfluss der Antizyklone "Oldenburgia" . Wir erlebten den nun den "goldenen Oktober".  Hier eine Impression vom Cannstatter Wasen. Ausgelassene Stimmung bei wunderschönem Oktoberwetter:

 

Während eines Herbstspazierganges:

Nicht nur die Katzen, sondern auch die Hausspinne fühlen sich bei diesem angenehmen und zauberhaften Wetter wohl:

 


 

Mitte Oktober
T-Min in der Frühe in Stuttgart-Sommerrain 6,6°C. Das sind ca. 1,5 Kelvin weniger als am Morgen zuvor. Aktuell, während ich dies eben schreibe 17,3°C, das sind ebenfalls ca. 1,5 Kelvin weniger als noch gestern. Die Frühtemperaturen sind somit in Sommerrain die letzten 3-4 Tage jeden morgen ein kleines Stück zwischen 0,5 und 1,5 kelvin zurück gegangen.

Man sieht also, wie sich der mittlerweile relativ niedere Sonnenstand zu dieser Jahreszeit auswirkt, der übrigens in etwa dem Sonnenstand von Ende Februar entspricht. Nachts strahlt tendenziell mehr und mehr Wärme vom Erdboden ab, als die Heizfläche Erdboden tagsüber produzieren kann. Mittlerweile brauchen wir also schon Durchmischung (Wind) und damit eventuell verbundene bodennahe Warmluftadvektion um eine positive Temperaturentwicklung zu erzeugen. Die ist aber in solchen ruhigen Hochdrucklagen nicht mehr gegeben durch die Entwicklung von bodennahen Schichten mit Isothermien, Boden- oder Absinkinversionen. Die Endfolge wäre dann der Hochnebel.

Bodenkarte vom 11.10.2005, 6 UTC.. Oldenburgia hat sich inzwischen Richtung Russland verlagert und Mitteleuropa liegt in einem Gebiet mit nur schwacher südöstlicher Strömung, so dass sich bodennah immer wieder Kaltluft anlagern kann:

 

Goldener Oktober 2005 :-)

 


 

Wieder ist eine Woche vergangen. Der Schwerpunkt der wetterbestimmenden Hochzelle hatte sich Richtung Skandinavien verschoben. Nun kam also mit der leichten Zunahme des Druckgradientes eine weitere Komponente hinzu: Der deutlich zunehmende Ostwind. Zusätzlich zur negativen Bilanz der Sonnenstrahlung, die von Tag zu Tag einen leichten Rückgang der Temperaturen  bewirkte, gab es nun auch oberhalb der bodennahen Luftschichten eine leichte Kaltluftadvektion, wie man im folgenden Radiosondendiagramm sehen kann:

 

Die Temperaturmaxima gingen also trotz anhaltender Hochdrucklage weiter zurück, so dass teils nur noch Höchstwerte von leicht über 10 Grad gemessen wurde im Flachland Süddeutschlands.

Hier die Bodenanalyse dazu:

Der Himmel blankgeputzt, tagsüber tiefblau und abends intensive Farben beim Sonnenuntergang. Nachts hingegen gab es bereits mehr als nur vereinzelt Bodenfröste und an einzelnen Stationen Bayerns, auch Ostbaden-Württembergs bereits leichten Luftfrost.

Hochnebel trat dann in einigen Gebieten Norddeutschlands auf sowie im Bodenseeraum, Oberschwaben und Südbayern. (weißbläuliche Färbung)

 


 

Das erste Vordringen atlantischer Fronten dann am 19.Oktober. An einigen Orten im Westen und Südwesten
wurde ein wenig Regen beobachtet.

Soweit eine erste, auch etwas subjektive Zusammenfassung. Der Herbst geht nun weiter und über Nordeuropa schreitet die Luftmassentransformation fort und es wird Kaltluft produziert. Man sehen was uns die  kommenden Monate wettermäßig bieten. :-)

 


Herbsthey

 


 

Marco Puckert, 20.10.2005